Hannover, 21.11.2024 – Gestern fand die Kammerversammlung der Apothekerkammer Niedersachsen in Hannover statt. In einer Zeit politischer und gesellschaftlicher Herausforderungen stand die Versammlung im Zeichen von drei zentralen Themen: Dialog mit der Politik, Geschlossenheit sowie die Zukunft des Berufsstandes mit mehr Präventivleistungen. Die Botschaft war klar: Die Apothekerinnen und Apotheker wollen nicht reagieren, sondern aktiv gestalten. Neben dem Bericht zur Lage von der Präsidentin standen die Apothekerversorgung, Satzungsänderungen und berufsbezogene Fragen zu Umwelt und Nachhaltigkeit auf der Tagesordnung.
Zu Beginn ihrer Rede sprach sich die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen Cathrin Burs mit Nachdruck für den Erhalt und die Stärkung der öffentlichen Apotheke aus. „Die inhabergeführte öffentliche Apotheke ist und bleibt das Herzstück der Arzneimittelversorgung in Deutschland“, betonte sie. Dieses kardinale und bewährte Prinzip stehe für Freiberuflichkeit, Qualität und Verlässlichkeit in der Gesundheitsversorgung – und für die Zukunft des Berufsstandes.
Kernkompetenzen und Primärversorgung im Fokus
Angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen durch den Bruch der Ampelkoalition und der bisherigen Herausforderungen durch das Apothekenreformgesetz machte sie deutlich, dass der Berufsstand auch in schwierigen Zeiten weiterhin geschlossen für seine Anliegen eintreten müsse. Sie betonte, dass ein politischer Stillstand in Zeiten wachsender Herausforderungen im Gesundheitswesen keine Option sei. „Ein Anhalten der Gesetzgebungsverfahren wird zu Lasten unserer Patientinnen und Patienten und damit der Schwächsten in unserer Gesellschaft gehen“, so Burs. Trotz der ernüchternden Tatsachen – darunter steigende Kosten und eine Serie an Apothekenschließungen – sagte die Präsidentin kämpferisch: „Wir gehen mit dem Ampelbruch in unseren gesundheitspolitischen Anliegen nicht ‚zurück auf Los‘, sondern setzen fort, was wir begonnen haben und bauen auf dem auf, was wir erreicht haben.“
Für die Politik sei es eine Chance, die Apotheken stärker in die Gesundheitsversorgung einzubinden und ihnen zusätzliche Aufgaben zu übertragen. Gleichzeitig müsse der Berufsstand weiterhin sein heilberufliches Profil schärfen und die präventiven Leistungen ausbauen, um den wachsenden Herausforderungen des Gesundheitssystems zu begegnen. Angesichts einer älter werdenden Gesellschaft und der fortschreitenden Digitalisierung sieht Burs die Apotheken in einer Schlüsselrolle. „Wir müssen die Apotheken als niedrigschwellige Anlaufstellen erhalten, die Patientinnen und Patienten im Dschungel des Gesundheitssystems als leicht erreichbare Lotsen eine Orientierung geben“, erklärte die Präsidentin. Die Apotheken vor Ort seien dafür qualifiziert, die Gesundheitskompetenz der Menschen zu fördern.
Geschlossenheit und Dialog
Die Geschlossenheit des Berufsstandes war ein zentrales Thema in dem Bericht zur Lage. Gemeinsam müsse dieser weiterhin daran arbeiten, die Politik von seinen Anliegen zu überzeugen. „Die persönliche Leitung der Apotheken durch Apothekerinnen und Apotheker setzen wir als nichtverhandelbar voraus. Unnachgiebig werden wir bei jeder Gelegenheit die längst überfällige Dynamisierung der Honorierung verbunden mit einer regelhaften Systematik der Anpassung des Fixums an die Preisentwicklung fordern“, sagte die Präsidentin deutlich. Unverzüglich.
Burs griff den Begriff der „Graswurzelbewegung“ der ABDA-Präsidentin auf und bedankte sich bei allen Apothekerinnen und Apothekern, die sich engagiert in die politische Kommunikation eingebracht hätten. Durch Proteste, Unterschriftensammlungen und Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern sei es ihnen gelungen, breite Unterstützung in der Politik und der Öffentlichkeit zu gewinnen. „Wir haben überzeugt, nicht überredet“, lautete ihr Fazit. Diese Geschlossenheit sei nicht nur ein Beweis für die Stärke des Berufsstandes, sondern auch eine Basis für zukünftige Erfolge.
Die Kammerpräsidentin hob in diesem Zusammenhang auch den Einsatz des niedersächsischen Sozialministers Dr. Andreas Philippi hervor, der sich wiederholt an die Seite des Berufsstands gestellt habe. Seine Teilnahme an den Apothekenprotesten sowie aktuell sein Schreiben an Bundesgesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach, mit dem Appell, die Arzneimittelpreisverordnung schnell für eine bessere Vergütung anzupassen, seien ein starkes Signal der Unterstützung.
Apothekerversorgung Niedersachsen
Dr. Hans-Georg Möller, Vorsitzender des Verwaltungsausschusses der Apothekerversorgung Niedersachsen, berichtete über die aktuelle Entwicklung und Situation der Alterssicherungssysteme in Deutschland sowie der freien Berufe. Dabei ging er auf die anhaltend schwierigen geopolitischen Veränderungen ein und analysierte deren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Die komplexen Zusammenhänge beeinflussten auch die Kennzahlen der Versorgungswerke. Deutschland hinke mit seinem Wirtschaftswachstum von nur 0,3 Prozent deutlich hinter dem weltweiten Durchschnitt von 3,2 Prozent und Ländern wie den USA, China und Japan hinterher. Zudem thematisierte Möller die politische Debatte rund um die Staatsverschuldung. „Deutschland hat im internationalen Vergleich, insbesondere im Vergleich zu anderen EU-Staaten, den USA und Japan, einen konservativen Kurs in der Haushaltspolitik verfolgt, der sich in Krisenzeiten bewährt hat.“ Der Vorsitzende ging auch auf die Situation der Apothekerversorgung ein: „Die Reservesituation ist gut ausgebaut, um eine ‚Wetterfestigkeit‘ am volatilen Kapitalmarkt zu haben.“ Aktuell gebe es keinen Grund zur Besorgnis, hob er hervor. Für das kommende Jahr hat die Delegiertenversammlung eine Erhöhung der Renten und Anwartschaften um 1,5 Prozent beschlossen.
Der Apothekerkammer Niedersachsen gehören über 8.200 Mitglieder an. Die Apothekerin und der Apotheker sind fachlich unabhängige Heilberufler:innen. Der Gesetzgeber hat den selbstständigen Apotheker:innen die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Der Beruf erfordert ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr. Dabei erwerben die Studierenden Kenntnisse in pharmazeutischer Chemie und Biologie, Technologie, Pharmakologie, Toxikologie und Klinischer Pharmazie. Nach dem Staatsexamen erhalten die Apotheker:innen eine Approbation. Nur mit dieser staatlichen Zulassung können sie eine öffentliche Apotheke führen. Als Spezialist:innen für Gesundheit und Prävention beraten die Apotheker:innen die zur Ausübung der Heilkunde berechtigten Personen kompetent und unabhängig über Arzneimittel und apothekenpflichtige Medizinprodukte. Apotheker:innen begleiten Patient:innen fachlich, unterstützen menschlich und helfen so, die Therapie im Alltag umzusetzen.
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Pressefoto. Podium
Bildunterschrift: Kammerpräsidentin Cathrin Burs: „Unsere Apothekerinnen und Apotheker haben keinen Euro ‚mehr‘ in der Tasche. Wir fordern von der Politik unverzüglich eine deutliche Erhöhung unseres Honorars.“
Bildnachweis: Apothekerkammer Niedersachsen
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